Von kleinen Helden und grossen Sprüngen

Ich hätte gut und gerne Hebamme werden können, gleicht doch die Formung eines Teams auf die neue Saison bei uns jedes Jahr einer Zangengeburt. Doch auch dieses Jahr haben wir es geschafft, hier dazu kurz die Neuerungen:
Gianna Bachmann konnte nach einem Jahr Training mit einer Lizenz ausgestattet werden. Mit Celine Brunner, Vanessa Gatti und Svenja Helbling konnten drei neue Spielerinnen gefunden, und auch direkt lizenziert werden. Durch Alessia Baranto und Alizee Winkler wird das Kader zudem mit zwei Eigengewächsen verstärkt. Leider mussten die Abgänge von Sarah Hiltebrand, Lya Oesch, Corina Rüegg, Alena Schnellmann, Joy Schöni und Silvana Trailovic hingenommen werden. Euch allen weiterhin viel Erfolg im Sport und natürlich auch auf euren anderen Wegen. Last but not Least sei noch erwähnt, dass der Trainerstaff durch Sonja Angehrn komplettiert werden konnte.

Von kleinen Helden und grossen Sprüngen

Heimrunde, neue Halle, alles angerichtet für einen Tag voller Emotionen und Freude. Jedoch waren mit den Red Devils March Höfe Altendorf und dem UHC Herisau genau jene zwei Teams unsere Gegner, welche uns schon in der vergangenen Saison vor Abbruch der Spielzeit schmerzliche Niederlagen zufügten.

Nach dem UH Cevi Gossau sind die Red Devils ja mein zweitliebster Gegner (sorry Devils, aber Christoph und Tabea sind und bleiben meine absoluten Lieblinge). Obwohl wir immer hartes Brot gegen sie zu kauen haben, beeindruckt mich die Breite ihres Kaders und ihre Arbeitsweise, da kommen jeweils ganz viele gute Spielerinnen aus der Schule von Mario und Jacqueline hervor. Da auch drei bekannte Gesichter aus der U21 der Riders in ihren Reihen vertreten waren, hatte ich mein Team vorerst auf eine solide Defensivarbeit eingestellt. Dies funktionierte, auch wenn mit einem etwas harzigen Start, immer besser, so dass wir in den letzten 10 Minuten der ersten Hälfte kein Tor mehr zuliessen und mit einem 0:4 in die Pause gingen. Es sei dabei zu erwähnen, dass gegen die quirligen und unglaublich passstarken Teufelinnen eine sehr disziplinierte Deckungsarbeit von Nöten war, nicht zu vergessen die unzähligen Saves, welche Olivia Helbling wiederum leistete. Da ein 0:4 nicht das Ende der Welt bedeutet, stellten wir unser Team für den zweiten Durchgang offensiver ein. Höher stören, und selber den Vorteil im Angriff suchen. Natürlich bedeutet das auch mehr Freiraum für den Gegner, und den nutzten die Devils gnadenlos aus. 2 Tore innerhalb der ersten zwei Minuten, und wir wussten, wir müssen defensiv wieder besser arbeiten. Nach 8 Minuten in der zweiten Hälfte waren die Kräfte dann aber langsam aufgebraucht, und die Devils skorten munter alle paar Minuten weiter. So stand es zur Schlusssirene leider 0:14 gegen uns. Verdienter Sieg, Chapeau an die roten Teufel. So erschöpft und etwas traurig der Blick von Olivia war, so stark aber ihre Leistung im Tor: Mindestens das Doppelte des Altendorfers Scores hat sie wiederum abgewehrt, und sich praktisch schon die inoffizielle Ehrung des Best Players des Tages gesichert. Wir verlieren zusammen, wir lernen zusammen, und wir stehen zusammen wieder auf, denn schon nach 30 Minuten folgte das zweite Spiel.

Herisau hat in meinen Augen ein anderes Spiel als die Devils. Nicht ganz so quirlig, dafür mit enormer Schusskraft auch aus der zweiten Reihe. Also warfen wir die Defensive Taktik in die Tonne, machten den Deckel drauf und wollten schon von Anfang an den Aufbau des Gegners in ihrer eigenen Hälfte stören. Dies gelang in den ersten Minuten ganz passabel, ehe Herisau dann innerhalb von 5 Minuten eine 3:0 Führung ihrerseits herstellte. «So einfach nicht», dachte sich wohl Celine Brunner und begann nur eine halbe Minute später mit dem Score für uns, und nahm mir einen tonnenschweren Stein vom Herzen. Dies hatte auch Wirkung auf den Rest des Teams, und wir spielten angeführt von unserem Captain Celine nun frecher und gezielter nach vorne. Immer wieder konnten sowohl die «altgedienten» Kräfte wie Marina Rüegg und Celine Brunner, aber auch die Liganeulinge Vanessa Gatti, Svenja Helbling und Gianna Bachmann Aktionen nach vorne und Torgefahr kreieren. Nicht zu vergessen, dass auch Alizee Winkler ihre Scheu ablegte und keck mit den grösseren mithielt, ja sogar das Spiel einige Male von unserer Grundlinie in die offensive Zone lancierte. Weitere 5 Minuten später konnte Herisau leider wieder einnetzen, nachdem Olivia zuvor immer wieder überragend dagegen hielt. Und dann kam mein persönlicher Heart-Warming-Moment, bei welchem ich wohl auch den grössten Dezibel-Wert des Tages erzielte: Guter offensiver Druck unsererseits, Spiel von der Ecke der Bande hoch, der Pass in die Mitte, und die 13!-jährige Alizee Winkler haut das Ding wuchtig und kompromisslos in den Winkel! Was für ein Tor und was für Emotionen von allen unseres Teams. Diese ganze Szene war sinnbildlich für den Sprung, welchen einerseits die jungen, aber auch die neuen in unserem Team allesamt zusammen seit Beginn der neuen Saison gemacht haben. Meine Sprünge auf der Seite werden wohl wiederum von einigen als zu überdreht, von den anderen als antreibend, und von meinem Knie in der aktuellen Situation als dumme Idee angesehen. Aber ich kann nicht anders, da brodelt in mir jeweils ein Vulkan. Pausentee, gegenseitiger Statuscheck und die Gewissheit, dass uns in jedem Gesicht Freude und Motivation entgegen strahlen. Da kann was drin liegen, wenn wir unsere hohe Pace halten. Und wir konnten diese Pace halten, knapp 2 Minuten im zweiten Durchgang gespielt, zauberte Celine Brunner den Ball mit ihrer unnachahmlichen Ballführung ins Netz der Herisauer.  Dies war aber zeitgleich auch ein Weckruf für den Gegner, welcher die Schusszahl nun nach oben schraubte, und nebst diversen Pfostenschüssen (es waren am Schluss 5 Stück) den Ball auch dreimal hinter Olivia beförderte. Knapp 5 Minuten vor Schluss setzte erneut Celine mit ihrem persönlichen dritten Treffer zum Aufbäumen an, aber wiederum waren gesamthaft die Batterien langsam aufgebraucht. So konnten wir zum Schluss noch mit einer starken Teamleistung das Stängeli für die Herisauer verhindern, und gratulierten ihnen mit 4:9 zum verdienten Sieg. Dass danach alle Spielerinnen mit einem Lachen im Gesicht zur ebenfalls strahlenden Olivia rannten, und sich gegenseitig in den Armen lagen, zeigt mir, dass auch dieses Jahr trotz einer Zangengeburt ein funktionierendes und vorbildliches Team geboren wurde (nach so einer Klatsche im ersten Spiel musst du auch erst mal wieder in die Spur finden). Der Gang vor die gut gefüllte Zuschauertribüne und der daher kommende Applaus hat jedes Gegentor vergessen gemacht, und war der verdiente Lohn für eine tolle Arbeit von jeder einzelnen.

Sprechen wir von jeder einzelnen, möchte ich den geneigten Leser noch kurz darum bitten, auch diese letzten Zeilen zu verfolgen, denn leider werden in solch einem Bericht oft nur die Saves und Tore erwähnt, da man sich ja nicht alles notieren kann:

Gianna Bachmann: Druckvolle Störarbeit des Gegners gerade in der offensiven Zone, dazu auch aufsässig in der Fraudeckung.
Celine Brunner: Antreiberin des Teams und Frau für die genialen Momente.
Vanessa Gatti: Unglaublich grosse Laufbereitschaft und fantastische Blockarbeit in der Defensive.
Olivia Helbling: The Wall!
Svenja Helbling: Ruhender Pol, bockstarke Ballverteidigung gerade hinter unserem Tor und mit Nadelstichen in der Offensive.
Marina Rüegg: Überall zu finden, sei es in den offensiven Momenten, aber auch den defensiven, blieb kalt wie Hundeschnauze und behauptete den Ball einige Male hinter unserem Tor gegen zwei Gegner gleichzeitig.
Alizee Winkler: Überraschung des Tages, nannte ich sie doch bis anhin «Ergänzungsspielerin», zeigte sie sowohl Qualitäten im Game-Opening, als auch im Pressing nach vorne. Zu Recht durfte sie nach dem Spiel ihre Nummer 13 als Symbol dafür, dass sie nun definitiv ein Teil des Teams ist (was sie und Alessia Baranto natürlich schon seit Beginn sind) mit nach Hause nehmen.

So ging ein Tag voller Emotionen zu Ende, und ich freue mich auf den weiteren Verlauf der Saison mit diesem TEAM.

Fabian Eicher, 01.11.2021