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20.11.2021Spielbericht A-Juniorinnen

Warum ich diesen Job so liebe

Schaut man sich den Verlauf unserer Spieltage an, könnte da schon bald etwas in der Luft liegen…

 

Warum ich diesen Job so liebe

Was ich überhaupt nicht liebe wissen die fleissigen Leser meiner Berichte bereits: Doppelrunden. Vor allem dann nicht, wenn sie so stattfinden, dass in einer Dreifachhalle zwei Spiele zeitgleich gespielt werden, und sich in der Mitte 4 Teams auf zwei Tore einspielen sollen….macht einfach keinen Sinn.

So fuhren wir also um die Mittagszeit nach Arbon, ausgeschlafen und motiviert für neue Taten. Meine Taten sollten denn aber eher mit weniger Körper-Movement ausfallen, ich war leider dazu verdammt, an Krücken zu gehen und mehr oder weniger ruhig auf der Bank zu sitzen.

 

Im ersten Spiel trafen wir auf die Hausherren, die Barracudas Oberthurgau. Ungefähr gleiche Anzahl Personal, könnte eine spannende Sache werden. Und Boom! War es schon eine erfolgreiche Sache! Marina Rüegg traf bereits nach knapp vier Minuten ins gegnerische Tor, und bescherte uns die erstmalige Führung, und sich selbst den ersten Saisontreffer. Lange hielt diese Führung aber nicht, bereits nach weiteren drei Minuten war der Spielstand wieder ausgeglichen. Von da an entwickelte sich ein streng geordneter Ablauf von Führungstreffer Eschenbach zu Ausgleich Barracudas. Unsere zweitmalige Führung wurde von Svenja Helbling erzielt, und genau dieser Ausdruck in ihren Augen als sie ihr Tor realisierte, diese Freude, das ist der Grund, warum ich es liebe, Trainer bei diesen Mädels zu sein. Da kann die Trophäe ruhig noch etwas warten, ich geniesse zuerst die Freude an den kleinen Erfolgen. Vor der Pause trumpfte standardmässig noch zweimal Celine auf, und es ging mit einem 4:3 für uns in die Pause. «Heute können wir es schaffen, heute liegen die ersten Punkte drin, wenn wir weiterhin diszipliniert bleiben» trichterte ich meinen Mädels ein. Und der Hunger war da, der Wille, das Ding endlich durchzuziehen war in den Augen jeder Spielerin zu sehen. Und um das zu unterstreichen, Setzte Jara zum Lauf an und knallte das Ding in die Maschen. Erstes Saisonspiel bei uns, erstes Tor, mehr hatte ich von ihr nicht erwartet. Doch leider, leider liessen die Kräfte wie so oft in der Vergangenheit mit der Zeit nach, und so konnten die Barracudas zweimal hintereinander treffen, und den Ausgleich herbeiführen. Da nützte es auch nicht, dass Olivia wie mittlerweile selbstverständlich über sich hinaus wuchs und eine Wagenladung voll Schüsse parierte. Ich wies meine Mädels an, den Gegner tiefer in der eigenen Zone zu stören. Und was kam dabei raus? Gianna praktisch vor dem Tor an der Spielerin, Pass geblockt, Tor für uns! So einfach kann es gehen, und wir hatten 7 Minuten vor Schluss wieder die Führung inne. Doch Fortuna wollte es noch nicht geschehen lassen, wir hatten den Gegner nicht im Griff, und so wurde nur nach einer halben Minute wieder der Ausgleichstreffer erzielt. Weil ich dann selber zu dumm war, rechtzeitig ein Timeout zu nehmen, und 4 Spieler auf das Feld zu schicken (diese Schwäche kennt ihr von mir ja bereits), schafften die Hausherren die Wende und schossen sich selbst 2 Minuten vor Ende ins Glück, und uns innerlich ins Tal der Tränen. Natürlich, die Barracudas hatten sich den Sieg mit einer guten Leistung verdient, aber wir haben erneut die Hartnäckigkeit vermissen lassen, das Ding über die Runden zu bringen. So blieb uns nicht mehr als das beste aus diesem Spiel zu ziehen, nämlich die Erkenntnis, dass mittlerweile auch jede in unserem Team dazu fähig ist, Tore zu erzielen, und wir diese einfach konsequenter suchen müssen.

 

Bereits ein Spiel später ging es in die zweite Runde, und das gegen den aktuellen Leader, die Jona-Uznach Flames. Direkt wurden in meinem Kopf Erinnerungen an die Demontage unseres Teams durch die Red Devils vergangene Woche (0:14) wach, wurden diese doch in der ersten Runde 1:3 von den Flames geschlagen. Doch wir hielten uns in der Anfangsphase nicht schlecht, das Team arbeitete diszipliniert, deckte die Gegnerinnen, und liess nicht viele Schüsse zu. Jene, welche sie doch zuliessen, wurden natürlich von der vielarmigen Olivia abgewehrt. Und wir konnten selber doch auch den einen oder anderen Angriff fahren, was mich immer positiver stimmte. Nach 9 Minuten nahm das ganze aber seinen erwarteten Lauf und die Flames netzten das erste Mal ein. «Ich glaube ich muss noch etwas Scoring-Punkte aufholen» dachte sich wohl Jara und korrigierte nur eine Minute später zum 1:1. Souverän Madame, souverän, kann ich da nur sagen. Doch wiederum fielen wir in das alte Loch, waren dem Gegner immer einen Schritt zu spät auf den Fersen und so konnten die Flames noch zweimal vor der Pause scoren. «Wir haben den Leader bei 1:3, es ist noch alles möglich, aber jetzt muss gefightet werden was das Zeug hält, wir geben uns nicht kampflos geschlagen» war meine Pausendevise. Und unser Team machte uns stolz, hielt dagegen, parierte Schüsse, fuhr selber Angriffe und rackerte sich sichtlich bis zum äussersten ab. Und da auch drei Minuten vor Schluss immer noch das gleiche Resultat auf der Tafel stand, wollte ich All-In gehen. Timeout (man muss zu meiner Verteidigung sagen, die Heimorganisation rief die letzten drei Minuten nicht aus, da musste man selber drauf achten), und die Anweisung, beim nächsten Ballgewinn Goalie raus und vierte Spielerin rein, und dann Vollgas auf die Kiste der Flames. Dieser Moment ergab sich schnell, die vier auf dem Feld konnten auch entsprechend drücken. Nur ergab sich nach kurzer Zeit die nächste Krux: Auf unserer Bank schauten mich alle Spielerinnen an, als hätten sie gerade eine 6-Stunden Schicht am Black Friday hinter sich. Totale Ermüdung, Schmerzen und Pfiffe aus dem letzten Loch. So schön es wäre, dem Leader ein Bein zu stellen, an diesem Punkt machte ich mir doch ernsthaft Sorgen um die Gesundheit meiner Spielerinnen, und so schickte ich Olivia zurück an ihren Arbeitsplatz. Mit mehr oder weniger geregelten Wechseln standen wir die letzten zwei Minuten durch und wie es bereits so schön selbstverständlich für unsere Mädels ist, liefen nach Abpfiff alle zu Olivia, und lagen sich gegenseitig in den Armen. Hoch erhobenen Hauptes konnten wir uns bei den fantastischen Fans, welche uns auch dieses Mal viel Motivation mitgaben, für ihre Mitreise bedanken.

 

Am Ende des Tages bin ich verdammt zufrieden. Dass dieses Team nach einem 0:14 und 4:9 vor zwei Wochen eine solche Leistung hinlegt, zeigt wie sich jede für dieses Team verausgabt, und sich mittlerweile stetig verbessert. Die logische Folge wird nun hoffentlich endlich das eine Tor mehr beim Erklingen der Sirene sein. Die nächste Möglichkeit dazu ergibt sich am 05.12.21, wenn wir in Heiden die Hausherren sowie den UHC Lugano zum Tanz bitten. Man darf gespannt bleiben.

 

Fabian Eicher, 19.11.2021